Steckbrief im Energieportal öffnen ➜

Projektblatt Energieeffizientes Bauen

Energieeffizient bauen & sanieren
Einfamilienhaus Königsbrück

Kenndaten

Gebäudetyp:
Passivhaus
Bautyp:
Neubau
Objekttyp:
Einfamilienhaus
Standort:
Königsbrück OT Röhrsdorf
Energiekennwert:
15 kWh/m²a
Baujahr:
2011
Konstruktion:
Massivbauweise
Geschosse:
2
Untergeschosse:
ja
Nutzfläche:
224 m²
Anzahl der Nutzer:
4
Baukosten:
k. A.
Förderbetrag:
23.400 €

Beschreibung

Gebäudekonzeption
Das Wohnhaus mit Kellergeschoss wurde kompakt auf quadratischem Grundriss erbaut. Aufgrund der guten Ausrichtung des Grundstückes, konnten alle Wohnräume nach Süden und die Nebenräume nach Norden hin angeordnet werden. Als Baumaterial setzte der Bauherr für die Außenwände hoch wärmegedämmte Ziegel ein. Das Kellergeschoss wurde zusätzlich von außen mit Perimeterdämmung gedämmt. Die oberste Geschossdecke wurde mit Zwischen- und Aufdeckendämmung versehen.

Erfahrungsbericht des Bauherren
"... In einer Fertighausausstellung holten wir uns Ideen bezüglich des Baustils und der Raumaufteilung, arbeiteten einen konkreten Grundriss und eine Beschreibung der zu erbringenden Leistungen aus und baten verschiedene regionale Baufirmen um die Abgabe eines Angebotes zur Fertigung eines Passivhauses nach unseren Vorgaben.

Die Firma ... erhielt den Zuschlag und unser Vertrauen nach mehreren überzeugenden Gesprächen. ... Einziges Manko war, dass bisher noch kein Passivhausprojekt realisiert worden war. ... Als es daran gehen sollte, die Bauverträge mit den einzelnen Gewerken zu unterschreiben, wurde von uns darauf hingewiesen, dass die passivhausrelevanten Leistungen nicht näher in den jeweiligen Verträgen spezifiziert worden waren, statt dessen gab es die Standardverträge, in denen lediglich formuliert war, dass es um ein Passivhaus ging. Wir baten um eine Ergänzung zum jeweiligen Vertrag, die wir schließlich selbst ausarbeiteten und die von den Gewerken unterzeichnet wurde. ...

Im April waren die Planungs- und Statikerleistungen abgeschlossen. Damit hatte - was wir nicht wussten - unser Architekt (A.d.R.) seinen Vertrag erfüllt. Entgegen unserem Wissen war ... nicht vorgesehen, dass der einzige mit der Passivhausthematik Vertraute das Projekt bis zum Ende begleitet.

... Die Baugrube wurde ausgehoben, die Baustelle eingerichtet. ... Als es daran gehen sollte, die Bodenplatte zu setzen, kam eine erste Schrecksituation für uns: Die Platte wäre beinahe um 90 Grad verdreht gegossen wurden, was von uns aber noch rechtzeitig erkannt wurde. ...

Im Juni erfolgte die Fertigstellung des Mauerwerks Kellergeschoss und Erdgeschoss sowie deren Dämmung durch die Rohbaufirma ... Es ergab sich gleich zu Beginn die Möglichkeit eines Gesprächs mit dem Vorarbeiter über Passivhäuser ... wir hatten den Eindruck eines engagierten Arbeiters, sehr interessiert aber ganz offensichtlich noch nicht wirklich über die Thematik informiert. ...

Im Juli erfolgten zunächst die Zuleitung von Wasser und Abwasser. Das Fundament für die Garage und den Garagenanbau wurde gesetzt, die Zisterne eingebaut, Vorarbeiten für Heizung und Lüftung vorgenommen, die Garage aufgestellt. Die Rohbaufirma begann mit dem Aufbau des Obergeschosses und wir erkannten, dass es offensichtlich keine detaillierten Ausführungshinweise zum Wärmebrücken optimierten Verbau gegeben hatte: Folge war eine durchgängige Mörtelfuge im Erdgeschoss wie auch die Aufmörtelung der ersten Ziegelreihe des Obergeschosses. Letzteres wurde dem Bauleiter ... mitgeteilt, der uns nach angeblicher Rücksprache ... zusicherte, dass diese Ausführung korrekt sei. Da wir unsicher waren, traten wir direkt an unseren Architekten (A.d.R.) heran, der unsere Befürchtungen aufgebracht bestätigte - die Ausführung war alles andere als fachgerecht. Der außen liegende Mörtel wurde daraufhin entfernt, das Ganze zugeschäumt und der Rohbau weitergeführt. ...

Ab dem Richtfest zweifelten wir immer häufiger an der vertraglich zwar zugesicherten aber bis dahin nicht immer überzeugenden Leistung der Firma ... Während die Elektro-Rohinstallation durch sehr motivierte Mitarbeiter ... erfolgte und die Bohrung für die Tiefensonde vorgenommen wurde, begann Firma ... mit dem Einbau der Fenster. Schnell wurde uns klar, dass hier alles andere als fachgerecht gearbeitet wurde. Unserem permanenten Nachhaken und dem Engagement unseres Vaters, ... ist es zu verdanken, dass gravierende Baumängel verhindert werden konnten. Wie sich bald herausstellte, hatte es kein Fensteraufmaß gegeben, die Fenster waren nach angenommen Werten gefertigt worden, und das mit dem Wissen um die Genauigkeit, die gerade bei Fenstern und Türen für Passivhäuser erforderlich ist. Die Maßtoleranzen und Dämmstärken entsprachen nicht den Erfordernissen, es gab keine detaillierten Ausführungspläne. Es war klar, dass die Fenster so nicht weiter eingebaut werden konnten. Doch weder wurden die bis dahin auftretenden Mängel beseitigt, noch änderte sich etwas an der Einbauweise. Wir verhängten einen sofortigen Baustopp und bestellten einen unabhängigen Gutachter, der die nicht fachgerechte Einbauweise bestätigte. ... Da wir die Realisierung unseres Passivhauses ernsthaft gefährdet sahen, wurden wir aktiv. Wir forderten uns Ausführungsunterlagen zum Fenstereinbau sowie Nachweise für verwendete Befestigungsmaterialien ein und wiesen immer wieder auf die nach wie vor mangelhafte Leistungserbringung hin. Nach sechs Wochen Verzug und keiner Änderung der Sachlage beschlossen wir, dass die Firma ... von der Baustelle abgezogen und der Einbau der Fenster der Firma ... übertragen wird, die auch die Fenster gebaut hatte. ...

Im Oktober 2010 konnte der Innenputz angebracht werden. ... Am 3.11.2010 war der Dichtigkeitstest. An den Schließfugen der Eingangstür wie auch an einigen wenigen unteren Fensteranschlüssen strömte noch geringfügig Luft herein, was nachgebessert wurde. Insgesamt blieb die Luftwechselrate trotz der Mängel unter dem für Passivhäuser geforderten Grenzwert. ...

Im Dezember erbrachten wir Trockenbau, Maler- und Fußbodenarbeiten sowie den Innentüreinbau in Eigenleistung. ... Parallel dazu erfolgte die Sanitärinstallation, die sich bis zuletzt über die Maßen bemühte, damit wir noch vor Weihnachten einziehen und unsere Sanitäranlagen benutzen konnten. ...

Im April 2011 begannen die Arbeiten am Außenputz. Im Mai erfolgte die Installation der Photovoltaikanlage wie der Solarthermieanlage.

Dank unseres Engagements konnte im Juni endlich noch die Blitzschutzanlage installiert werden, denkbar erschwert durch die Tatsache, dass der Potentialausgleich der Bodenplatte anfangs nicht mit nach oben geführt worden war und unter erheblichem Aufwand ausgegraben werden musste.
Am 22.6.2011 erfolgte die Endabnahme ... die mit großen Meinungsverschiedenheiten einherging. Wir waren enttäuscht vom fehlenden Engagement für ein Referenzobjekt, vom fehlenden Interesse, der nicht vorhandenen Sensibilität gegenüber dem Thema Passivhaus, stießen erwartungsgemäß jedoch auf Unverständnis. ... Entscheidend war für das Unternehmen, dass das Projekt letztlich realisiert worden war. Dass dies hauptsächlich unserer Hartnäckigkeit und der Tatsache zu verdanken war, dass wir zu weiten Teilen selbst die Koordinierung übernommen hatten, wollte man nicht sehen. ... Das Ganze wurde auf die leichte Schulter genommen. Im Vordergrund stand aus unserer Sicht das Aufspringen auf einen fahrenden Zug und damit Verbunden das schnelle Geldverdienen. ... Der Architekt wurde aus Kostengründen und in Selbstüberschätzung nach der Planungsphase aus der Zusammenarbeit entlassen bzw. von Anfang an nicht länger mit einbezogen. ...

... Trotz des vielen Ärgers aufgrund mangelhafter Baubetreuung haben wir uns den Traum vom Passivhaus erfüllt. ... wir sind stolz und glücklich mit dem Haus in dem wir Wohnen."

Energetische Kenndaten nach PHPP (Passivhausprojektierungspaket)

Heizwärmebedarf:
15 kWh/m²a
Übertemperaturhäufigkeit (über 25 °C):
1 %
Primärenergiebedarf:
25 kWh/m²a
Energiebezugsfläche:
234 m²
Luftdichtheit:
0,3 h-1
Heizlast:
8,7 W/m²
Kühllast:
5,1 W/m²
Umbautes Volumen:
898,2 m³

Anlagentechnik

Heizungs- und Warmwasseranlage
Der Heiz- und Trinkwasserwärmebedarf wird primär über eine Sole-Wasser-Wärmepumpe mit 120l-Pufferspeicher für Heizung und 400l-Pufferspeicher für Warmwasser bereitgestellt.
Lüftungsanlage
Die zentrale Wohnraumlüftungsanlage befindet sich im beheizten Keller (unter der Kellerdecke). Über ein sternförmiges Verteilsystem aus flexiblen (innenseitig glatten) Lüftungsrohren werden Wohn- und Aufenthaltsräume belüftet. In Küchen, Bädern und Feuchträumen wird die verbrauchte Luft abgesaugt.
Die Frischluft wird über einen Erdwärmetauscher - welcher im Garten verlegt ist - vorgewärmt bzw. im Sommer vorgekühlt. Zusätzlich wird die Zuluft mittels eines separaten Wärmetauschers mit hydraulicher Umschaltung über die Soleleitung der Wärmepumpe im Sommer vorgekühlt.
Solarthermie- und PV-Anlage
Die auf dem Hauptdach installierte PV-Anlage mit 65 m² Fläche, deckt mit ca. 7500 kWh einen Großteil der aufzuwendenden Elektroenergie im Jahresmittel. Zusätzlich ist noch eine 7 m² große Solarthermieanlage installiert, welche über 3 Röhrenkollektoren den Wamwasserbedarf im Sommer decken kann.

Am Bau Beteiligte

  • Architekturbüro an der Elbe, 01589 Riesa (Architekt)
  • Fa. Danilo Galle, 01558 Großenhain (Haustechnikplaner)
  • DWKUS GbR, 01609 Gröditz (Weitere Beteiligte)

Bilder