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Projektblatt Energieeffizientes Bauen

Energieeffizient bauen & sanieren
Erweiterungsneubau Hauptstaatsarchiv Dresden

Kenndaten

Gebäudetyp:
Passivhaus
Bautyp:
Neubau
Objekttyp:
Archivgebäude
Standort:
Dresden
Energiekennwert:
13 kWh/m²a
Baujahr:
2006-2008
Konstruktion:
Massivbauweise
Geschosse:
9
Untergeschosse:
3, innerhalb der thermischen Hülle
Nutzfläche:
6.207 m²
Anzahl der Nutzer:
k. A.
Baukosten:
15.530.000 Euro
Förderbetrag:
k. A.

Beschreibung

Gebäuderkonzepzion
Durch erheblichen Archivzuwachs in den letzten Jahren war es für das Hauptstaatsarchiv Dresden erforderlich, einen Erweiterungsneubau zu errichten sowie die unter Denkmalschutz stehenden Archivgebäude zu sanieren. Aus diesem Grund wurde durch den Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement, Niederlassung Dresden I, im Auftrag des Freistaates Sachsen ein Architektenwettbewerb ausgelobt, den das Architekturbüro Schweger Associated Architects gewann.

Der Neubau konnte auf dem direkt an den denkmalgeschützten Gebäudekomplex angrenzenden, als Reservefläche vorgehaltenen Grundstück errichtet werden. Die Bestandsgebäude wurden somit durch einen dritten, monolithisch anmutenden Neubau ergänzt, der die Reihung der Hauptbaukörper entlang der Archivstraße abschließt und den Stadtblock vervollständigt.

Das Prinzip des neuen Magazingebäudes ist mit dem des historischen Archivgebäudes vergleichbar. Um den mittig angeordneten Kern, der Treppe, Aufzug und Installationsschächte aufnimmt, gruppieren sich je vier Archivräume. Jeweils zwei Magazin-Geschosse verdrehen sich im 90°-Winkel um den zentralen Kern, was sich auch durch die versetzte Anordnung der Fenster an der Fassade abzeichnet. Durch die kompakte Grundrissgeometrie konnten die Rollregalanlagen flächensparend platziert werden.

Das Magazin wurde als Stahlbetonbau mit einem größtmöglichen Anteil an Fertigteilen (Decken vorgespannt) errichtet. Die Fassade, bestehend aus sandfarbenen Klinkern im Riegelformat, ist in jedem zweiten Geschoss durch eine jeweils eingerückte Ziegelreihe und die entsprechend versetzt angeordneten Kastenfenster strukturiert, die die innere Ordnung des Gebäudes wiederspiegeln. Im Erdgeschoss, dem Werkstattbereich, sind die gegenüberliegenden Nord- und Südfassaden durch großzügige Fenster annähernd symmetrisch gestaltet und verleihen dem Sockel einen ruhenden Ausdruck.

Der Neubau ist unter Einhaltung des Passivhausstandards geplant und realisiert worden. Folgende Maßnahmen führten zur Reduzierung der Transmissionswärmeverluste: Reduktion auf minimale Fassadenöffnungen, tiefe Einbindung ins Erdreich, massive Bauweise mit einer sehr hohen Luftdichtigkeit, Fensterausführung als Kastenfenster, thermische Entkopplung ungedämmter Außenbauteile. Zur Deckung des restlichen Wärmebedarfs des Gebäudes wird die Zuluft, die zur Sicherstellung des notwendigen Mindestluftwechsels erforderlich ist, vorgewärmt.

Energetische Kenndaten nach PHPP (Passivhausprojektierungspaket)

Heizwärmebedarf:
13 kWh/m²a
Übertemperaturhäufigkeit (über 25 °C):
k. A.
Primärenergiebedarf:
26 kWh/m²a
Energiebezugsfläche:
6.461,8 m²
Luftdichtheit:
0,1 h-1
Heizlast:
4 W/m²
Kühllast:
3 W/m²
Umbautes Volumen:
27.685 m³

Anlagentechnik

Lüftungsanlage
Für den Bereich der Archive und für die Werkstätten sind zwei getrennte Anlagen zur Teilklimatisierung vorgesehen. Hierbei werden die Funktionen: Lüften mit einem Frischluftwechsel von 0,2 h-1 (Archive), 1,0 h-1 (Werkstätten), sowie Be- u. Entfeuchten sichergestellt. Zur Befeuchtung wird ein besonders energieeffizienter Kaltdampfbefeuchter eingesetzt. Der elektrische Energiebedarf für die Befeuchtung wird somit um etwa 80% gegenüber einer konventionellen Befeuchtung (über elektrisch beheizten Befeuchter) reduziert. Die Anlage - Archive verfügt über eine hocheffiziente Wärme- u. Feuchterückgewinnung mittels Rotationswärmetauscher (> 70 % Feuchterückgewinnung, > 80 % Wärmerückgewinnung). Die Lüftungsanlage im Bereich der Werkstätten (Erdgeschoss) wird als rekuperative Anlage mit Doppelplattenwärmetauscher ausgeführt, da durch die Anbindung der Werkstätten und Sanitäranlagen keine Leckströme zwischen Zu- u. Abluft auftreten dürfen.
Heizungsanlage
Es erfolgte der Anschluss an die vorhandene Fernwärmetrasse der DREWAG (Dresden). Die Fernwärme wird über eine sehr energieeffiziente KWK - Anlage (GuD) mit einem Primärenergiefaktor von 0,1, dies entspricht einer CO2-äquivalenten Emissionen von 44,3 g/kWh, erzeugt.
Aufgrund der geologischen Gegebenheiten liefert der Standort hervorragende Bedingungen für die Nutzung des Grundwassers zu Kühlzwecken. Das Grundwasser wird über drehzahlgeregelte Grundwasserpumpen aus einem Saugbrunnen über einen Trennwärmetauscher gefördert, direkt zur Kühlung verwendet und anschließend über einen Schluckbrunnen wieder zurück geführt. Dies stellt die umweltfreundlichste Art der Kühlung dar, da lediglich der Pumpenstrom zur Förderung des Grundwassers benötigt wird.
Bis zu den zu beheizenden bzw. zu kühlenden Bereichen ist eine geschlossene Pumpenanlage im 4-Leiternetz ausgeführt. Innerhalb dieser Bereiche erfolgt die Verteilung im 2-Rohrsystem. Der Betrieb erfolgt mit variablen Wassermengen und drehzahlgeregelten Pumpen. In den Archiven erfolgt die Beheizung bzw. Kühlung über Umluftventilatorkonvektoren.
Mess-, Steuer- und Regeltechnik
Es wurde eine DDC-Anlage mit GLT-Leitrechner und Fernüberwachung zur Steuerung, Regelung aller technischen Anlagen installiert.
Mit dieser Gebäudeleittechnik ist es möglich, die Rückwirkung des Raumklimas im Archiv und die damit verbundenen Auswirkungen auf das Mikroklima des Archivgutes zu betrachten. Durch ein stetiges Monitoring der Messdaten werden Optimierungen vorgenommen, die die konservatorische Qualität des Archivs erhöhen und gleichzeitig den Energiebedarf senken.
In den Magazinen wird der Energiebedarf für die Beleuchtung minimiert, indem im Bereich der Fahrregalanlagen einzelne Bereiche zoniert und über Lichtschranken zu- und nach einer definierten Zeit abgeschaltet werden.
Solaranlage
Der Einsatz einer Photovoltaikanlage (PV) wurde nach der Richtlinie 2002/91/EG untersucht. Auf dem Dach wurden 139 Module in der orthogonalen Positionierung des Baukörpers angeordnet. Die Modulleistung beträgt 215 Wp, das entspricht einer installierten Leistung von ca. 30 kWp. Für die Anlage wird ein Jahresertrag von 24.600 kWh oder 824 kWh/kWp prognostiziert.
Warmwasserbereitung
Ein 300l Warmwasserspeicher wird über die vorhandene Fernwärme beladen. Hieraus werden die Werkstattbereiche im Erdgeschoss versorgt.

Am Bau Beteiligte

Keine Angaben vorhanden.

Bilder