Steckbrief im Energieportal öffnen ➜

Projektblatt Energieeffizientes Bauen

Energieeffizient bauen & sanieren
Gewerbebau Bautzen

Kenndaten

Gebäudetyp:
Passivhaus
Bautyp:
Neubau
Objekttyp:
Gewerbebau
Standort:
Bautzen
Energiekennwert:
6 kWh/m²a
Baujahr:
2007/08
Konstruktion:
Massivbauweise
Geschosse:
3
Untergeschosse:
teilunterkellert, außerhalb der thermischen Hülle
Nutzfläche:
2.107 m²
Anzahl der Nutzer:
20
Baukosten:
keine Angabe
Förderbetrag:
109.641 €

Beschreibung

Gebäudekonzeption
Das Sportgeschäft Timm in Bautzen wurde als erster sächsischer und zweiter bundesweiter Passivhaus-Neubau errichtet, der als reines Geschäftshaus fungiert. Eine Förderung des Projektes erfolgte über den "Innovations- und Praxisverbund Passivhäuser in Sachsen".
Ende Mai 2008 wurde das Geschäftshaus nach nicht einmal 11 Monaten Bauzeit eröffnet. Damit sich das Gebäude architektonisch ansprechend in das Bautzener Stadtbild einfügt, wurden neben ökologischen Ansprüchen auch die städtebaulichen Gegebenheiten und denkmalschutzrechtlichen Anforderungen berücksichtigt.

Bei der Planung und Ausführung mussten viele fachliche Probleme geklärt werden, da es auf dem Gebiet Passivhaus als Geschäftshaus kaum Erfahrungen gibt. Beim Geschäftshaus ist im Vergleich zum Einfamilienhaus, vor allem durch die ständige Beleuchtung und den großen Publikumsverkehr mit bedeutend höheren inneren Wärmequellen zu rechnen. Dadurch wird zwar der Heizwärmebedarf deutlich gesenkt, jedoch entsteht im Gegenzug dazu ein erhebliches Überhitzungspotential. Somit muss das Gebäude fast ganzjährig gekühlt werden.
Der Bauherr berücksichtigte bei seinem Entschluss ein Passivhaus zu bauen bereits, dass moderne Beleuchtungssysteme noch in der Entwicklungsphase stecken, jedoch diese zukünftigen Systeme eine deutlich geringere Wärmeabgabe an die Umgebung haben werden. Bei Umstellung auf ein neues Beleuchtungssystem wird daher der Kühlbedarf stark gesenkt.

Das Gebäude weist eine ausgezeichnete thermische Qualität auf, welche durch hochgedämmte Bauteile und eine sehr gute Luftdichtheit erreicht werden konnte. Die Problematik der Luftdichtheit und die dazu notwendigen Vorkehrungen zur Vermeidung von Leckagen wurden von Anfang an allen am Bau beteiligten Firmen erläutert. Dadurch wurde der hervorragende n50-Wert von 0,12 1/h erreicht. Aufgrund dieses Faktors sowie durch den Einsatz sehr effizienter Komponenten, wie Glas, Dämmung und Lüftungsgerät konnte der Heizwärmebedarf von 8 auf 6 kWh/m²a gesenkt werden.

Energetische Kenndaten nach PHPP (Passivhausprojektierungspaket)

Heizwärmebedarf:
6 kWh/m²a
Übertemperaturhäufigkeit (über 25 °C):
36 %
Primärenergiebedarf:
34,7 kWh/m²a
Energiebezugsfläche:
1.820 m²
Luftdichtheit:
0,1 h-1
Heizlast:
7,5 W/m²
Kühllast:
0 W/m²
Umbautes Volumen:
8.470 m³

Anlagentechnik

Lüftungsanlage
Das Geschäftsgebäude wird über eine zentrale Lüftungsanlage mit Frischluft versorgt. Die Kontrollierte Wohnraumlüftung mit einem Wärmerückgewinnungsgrad von 85% wird mit einer Luftwechselrate von 2000m³/h betrieben.
Heizungsanlage
Nach dem normierten Verfahren wurde eine gesamte Heizlast für das Gebäude von 46kW berechnet, wobei hier keine internen Gewinne berücksichtigt werden. Das bedeutet bei diesem Gebäude liegt die tatsächliche Heizlast niedriger als berechnet. Um jedoch den gesetzlichen Richtlinien zu folgen, wurde eine 46kW Wärmepumpe installiert.
Die Wärmeabgabe erfolgt im Erdgeschoss über Fußbodenheizung und in den Obergeschossen über Betonkernaktivierung. Um verschiedene Temperaturniveaus zu gewährleisten wurden 5 Zonen im Gebäude festgelegt.
Warmwasserbereitung
Aufgrund des geringen Warmwasserbedarfs im Geschäftshaus wurde hier eine dezentrale Lösung durch Elektro-Kleinspeicher gewählt.
Kühlung
Die Kühlung des Gebäudes erfolgt mit Erdwärme über 10 Tiefenbohrungen mit je 100m. Die installierte Betonkernaktivierung und Fußbodenheizung dienen auch als Kühlflächen und temperieren den Raum. Zusätzlich kann über einen Wärmetauscher im Zuluftbereich passiv gekühlt werden. Eine Kühlung des Gebäudes findet nur während der Geschäftszeiten statt, da außerhalb dieser Zeiten keine internen Wärmelasten bestehen und somit das Gebäude unterkühlt würde. Um die Erde nicht mit hohen Rücklauftemperaturen zu belasten, beheizt der Rücklauf aus der Betonkernaktivierung ganzjährig den Keller und von Herbst bis Frühjahr den Parkplatz (Eisfreihaltung).
Sonstige Anlagen
Auf dem Dach des Geschäftshauses ist eine Photovoltaik-Anlage mit einer Spitzenleistung von 19kWp installiert. Die 228 Module nehmen dabei eine Fläche von annähernd 400m² in Anspruch. Bei Sonnenschein erzeugt die Anlage mehr Strom als die Heizanlage bei voller Auslastung verbraucht.

Am Bau Beteiligte

  • AIB GmbH, 02625 Bautzen (Architekt)
  • AIB GmbH, 02625 Bautzen (Ingenieurbüro)
  • Timm Bau GmbH, 02625 Bautzen (Weitere Beteiligte)

Bilder